Vereinsgeschichte
Die„Nordangler Speeldeel“ wurde 1983 von 6 jungen Elternpaaren gegründet. Sie wollten für ihre Kinder in der Vorweihnachtszeit ein Märchenspiel auf Plattdeutsch aufführen. Dass sich daraus eine Niederdeutsche „Speeldeel“ für die nächsten Jahrzehnte entwickeln würde, war den Akteuren seinerzeit nicht bewusst. Das Märchen
„Pöppedeiken“
kam nicht nur bei den Kindern positiv an, sondern auch bei vielen Erwachsenen. Es entstand Nachfrage.
So entschlossen die Akteure sich, ein kleines Spielpodest (3m x 3m) zu bauen und auf Tour zu gehen. Die Wanderbühne „Nordangler Speeldeel“ war zu Gast in Schulen, Gastwirtschaften und Feuerwehrhäusern. Überall kamen positive Rückmeldungen, sodass der Wunsch entstand, ein abendfüllendes Spiel einzuüben.
Der Spielleiter, Wolfgang Börnsen/Bönstrup, suchte ein Stück aus: „Als die Römer frech geworden ...“.
Neue Spieler wurden hinzugewonnen, halbprofessionelle Leute für das Bühnenbild engagiert, ein gutes halbes Jahr geprobt und schon war die Premiere ausverkauft und viele Anfragen aus der Region mussten befriedigt werden. Die Qualität der Gruppe sprach sich herum und wurde im Mai 1986 durch den „Förderpreis der Lübecker Nachrichten“ gewürdigt.
Mit dem nächsten Stück „De Nibelungen“ gastierte die Nordangler-Speeldeel
Es folgten die Abenteuer des „Ulenspeegel“, das erste Musical „Sprottenkatrin“ und sicher ein Höhepunkt nicht nur der Bühne sondern auch für das niederdeutsche Amateurtheater : „De Slömer - dat Speel vun denn rieken Mann!“ Fast ausschließlich in Kirchen gespielt, wurde die Gruppe in den gesamten niederdeutschen Sprachraum eingeladen.
„Wat ih wüllt...“ frei nach Shakespeare folgte;
„ Een opsternaatsch Deern“ schloss sich an. Das Drama „Maria Flint“, gespielt in Gerichtssälen und anderen Sälen und am Originalschauplatz in Stralsund, beeindruckte Zuschauer und Presse.
Qualität spricht sich rum: So wurde die Speeldeel zur Eröffnung der Special Olympics nach Berlin eingeladen. Vor tausend Sportlern zog die Speeldeel ein "Special-Programm" durch, dass (fast) alle begeisterte.
Mit dem „Dodendanz“ war man Gast in vielen Kirchen/Domen und auf dem Kirchentag in Bremen. Die Revue „Schleswig-Holsteen op Platt“ nahm Land und Leute kritisch ins Visier. In veränderten Auszügen kam es zu Aufführungen im Landtag in Kiel wie in der SH-Vertretung in Berlin. Das Lustspiel „De Reis naa Kapstadt“ erfreute die Zuschauer, ebenso das Stück „Rockers gahn nich in Rente“, in dem die unbefriedigende Situation in Alters- und Pflegeheimen kritisch, aber auch komödiantisch vorgeführt wurde.
Es folgte de "Weltünnergang": Ein aus dem Ruder gelaufenes Raumschiff nimmt Kurs auf die Güllepötte in Schnarup-Thumby. Es konnte bei allen Aufführungen der Weltuntergang verhindert werden.
Darüber hinaus war die „Speeldeel“ in Polen, den USA, mehrfach in Berlin, um die niederdeutsche Sprache wieder in Erinnerung zu bringen oder bekannt zu machen.
Über die 30 Jahre ist die „Speeldeel“ fast mit jedem Stück in Malchow - Mecklenburg gewesen. Die niederdeutsche Sprache als Bindeglied der Menschen zu nutzen, gerade im Prozess der Wiedervereinigung, war und ist eine tolle Aufgabe.
Zum 500. Jahrestag des Thesenanschlags Martin Luthers sollte ein "Lutherstück" uraufgeführt werden.
Der Autor, Wolfgang Börnsen, Bönstrup, hatte 10 Jahre investiert, um ein authentisches Schauspiel zu schreiben. Es beschreibt weniger Luther selbst, sondern seine Umgebung, die einfachen Leute und deren Leben in der Zeit und ihres Umfeldes. Titel des Stücks:
"Lüüd, Luther un de Düvel" !
Dazu fand ein "Casting" statt, um für das gewaltige Stück neue Spieler zu gewinnen. Über 40 Personen und über 90 Proben wurden nötig, um dieses Werk auf die Bühne zu bringen.
Zuerst planten wir, ein eigenes Theaterhaus/-scheune zu etablieren. Die Planung wurde von der Eigentümerin, von den Kommunen und den Behörden positiv begleitet. Sie scheiterte letztendlich am Aufwand und an einem geeigneten Betreiber der "Kulturscheune".
So nahm uns die Kirchengemeinde Grundhof auf und stellte uns die Kirche zur Verfügung. Der bekannte Künstler, Uwe Appold, Flensburg - Unewatt, schuf ein eindrucksvolles Bühnenbild.
"Lüüd, Luther un de Düvel" bescherte uns ausverkaufte Vorstellungen in Grundhof, weitere Aufführungen in Berlin zum Kirchentag 2017, im Schleswiger Dom, in der St.-Jürgen-Kirche in Flensburg und in der "Heiligen-Geist-Kirche" in Rostock.
Für die Spielzeit 2019/20 erarbeitete die Speeldel 7 Einakter von Konrad Hansen zu einem abendfüllenden Programm. Unter dem Titel "De verflixde Urlaub" fand am 9. Feb. 2019 die Premiere in der voll besetzten "AuLa" in Langballig statt. Im jetzigen Herbst wie auch im Frühjahr 2020 sind Termine schon festgelegt ( siehe Termine!).
Wegen Covid 19 mussten die letzten Spieltermine abgesagt werden.
Und auch die Proben zum neuen Stück "Insparrt in`t Kaschott" (Ähnlichkeiten mit der Mausefalle von Agatha Christie sind rein zufällig) mussten wegen Corona/Omicron unterbrochen werden.
2021 erhielt die Bühne den "Kulturpreis des Kreises Schleswig-Flensburg" , der 2022 im Landschaftsmuseum Unewatt vom Kreispräsidenten Ulrich Brüggemeier und dem Kulturausschussvorsitzenden Ingo Degner überreicht wurde.
Die „Nordangler Speeldeel“ ist bei allem Aufwand eine Wanderbühne geblieben. Das stellt alle Akteure immer wieder vor große Probleme, die jedoch durch die Freude an der Gruppe, wie auch an dem Niederdeutschen Theater stets bewältigt wurden.
Rund 30 Personen sind es heute, wenn sie unterwegs ist: Vom angestellten Handwerker über Selbstständige, Soldaten, Lehrer, Leuten in Führungspositionen, Hausfrauen, Krankenschwestern, Rentner, Pensionäre bis zur Bankkauffrau sind alle Sozialschichten gleichberechtigt dabei.
Da die Spieler, Techniker und andere helfende Personen in vollem Berufsleben standen, entwickelte sich ein Rhythmus der Proben und des Aufführens: 1 Jahr proben, 2 Jahre spielen.
Die Gruppe versteht sich als Freundeskreis mit dem Ziel, die plattdeutsche Sprache und das niederdeutsche Theater zu pflegen und weiter zu entwickeln.
Sie ist Mitglied im Niederdeutschen Bühnenbund Schleswig-Holstein.
Seit fast 40 Jahren ist Wolfgang Börnsen Motor dieses Spielkreises:
Theaterstücksucher, -übersetzer, -schreiber, Regisseur.
Die Jahre gehen auch nicht an den Akteuren spurlos vorbei. So ist es leider so, dass viele Darsteller inzwischen im Renten- oder Pensionsalter sind. Jüngere Leute tun sich schwer mit dem zeitlichen Aufwand, der für ein solches Hobby nötig ist.
Also, wer Lust hat, melde sich bei den Zuständigen!
Bilder durch die Spielzeiten :